Wie hoch sollte die Luftfeuchtigkeit beim Grow sein?
Inhaltsangabe
Beim Anbau im Zelt gilt einiges zu beachten, denn wie ihre Verwandten in der freien Natur benötigen auch sie gewisse Bedingungen, um gesund gedeihen zu können. Neben Erde, Wasser und Energie ist auch das vierte “Element”: Luft dabei ein wichtiger Faktor für ein gesundes Wachstum, der beim Indoor Growing im Zelt nicht vernachlässigt werden darf. Wir zeigen dir, warum die richtige Abluft relevant ist, was hohe oder niedrige Luftfeuchtigkeit für Pflanzen bedeuten und wie du die Luftfeuchtigkeit erhöhen oder senken kannst.
Was ist Luft?
Luft bezeichnet man die gasförmige Materie, die uns umgibt. Sie besteht aus einer relativ konstanten Mischung aus verschiedenen Gasen. Den Hauptanteil des Volumens machen dabei Stickstoff(~78%) aus, nur knapp 21% Sauerstoff ist in der Luft, zudem knapp 0,04% Kohlendioxid. Diese zählen als Basiswerte und beschreiben die Durchschnittswerte an der frischen Luft. Insbesondere das Verhältnis von CO2 und O2 variiert von Ort zu Ort. Befindet man sich im stickigen Büro, ist man höheren CO2 Werten ausgesetzt (bis 0,2%), im lebenden Wald hingegen einer wesentlich geringeren Konzentration (unter 0,02%).
Pflanzen brauchen Luft
Dass im Wald mehr Sauerstoff vorhanden ist, liegt daran, dass wir Sauerstoff ein- und CO2 ausatmen, Pflanzen aber CO2 einatmen und Sauerstoff ausatmen. Da Pflanzen aber nicht wegrennen können, wenn sie in ungünstigen Bedingungen stehen, müssen sie ausharren. Dafür haben sie spezielle Mechanismen entwickelt, um zu überleben. Die Kontrolle über die Öffnung ihrer Stomata, welche im übertragenen Sinne als Lungenbläschen fungieren, ist dabei ein wichtiger Mechanismus. Durch offene Stomata können sie zwar atmen und Energie produzieren, doch sie verlieren auch überlebenswichtiges Wasser, um diesen Prozess am Laufen zu halten. Um nicht auszutrocknen, können sie also buchstäblich die Luft anhalten.
In erster Linie ist das Zusammenspiel von Temperatur und Luftfeuchtigkeit für diesen Prozess ausschlaggebend. Aus diesem Zusammenspiel lässt sich folglich das Dampfdruckdefizit (VPD=engl. vapor pressure deficite), welches ein wichtiges Mess- und Kontrolltool für den Indoor Anbau im Growzelt ist, um einen maximalen Ernteertrag zu generieren.
Temperatur, relative und absolute Luftfeuchtigkeit
Grundlegend hat Luft bei niedrigen Temperaturen eine niedrige Wasserdampfkapazität, kann also kaum gasförmiges Wasser in der Atmosphäre halten. Dabei kondensiert das Wasser und bildet Tröpfchen, man denke an den Morgentau eines Frühlingsmorgens. Die Wasserdampfkapazität steigt bei zunehmenden Temperaturen, was bedeutet, dass die Luft mehr Wasser speichern kann.
Die relative Luftfeuchtigkeit (RH%) ist der aktuelle prozentuale Anteil an Wasser und richtet sich nach der Wasserdampfkapazität, die selbst temperaturabhängig ist. Das bedeutet, dass zwei Orte, an denen die selbe relative Luftfeuchtigkeit (RH%) aber unterschiedliche Temperaturen herrschen, tatsächlich unterschiedlich viel Wassergehalt in der Luft haben – und zwar ist in der Luft des wärmeren Ortes mehr Wasser vorhanden. Das wird als absolute Luftfeuchtigkeit bezeichnet.
Luftffeuchtigkeit Cannabispflanze – Worauf muss ich achten?
Die Pflanze richtet sich entsprechend ihrer Natur als einjährige Pflanze vollkommen nach dem Gang der Jahreszeiten. Das bedeutet, man sollte sich zumindest im Groben beim Indoor Anbau im Zelt daran zu richten. Starten sollten die Jungpflanzen bei relativ hohen Temperaturen und einer hohen RH%, denn sie mögen es mollig warm. Beide Faktoren werden im Laufe des Wachstums bis hin zur Ernte immer weiter reduziert, bis es merklich kühl und trocken ist.
Wie zu Beginn junge Stecklinge mögen auch gekeimte Samen in den ersten Wochen eine warme und feuchte Umgebung. Generell unterscheidet man zwischen Anzuchts-, Vegetations-, Blüh- und später Blühphase. Idealerweise werden Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit zu jeder diesen Phasen auf die optimale Transpiration der Pflanzen reduziert, bis bei der Ernte eine frische, trockene Luft herrscht. Da die Pflanze aber hoffentlich groß und prächtig werden, werden sie mit der Zeit wesentlich mehr Wasser transpirieren und die relative Luftfeuchtigkeit wird sich unweigerlich im Laufe des Runs im Zelt erhöhen. Um dann die relative Luftfeuchtigkeit zu reduzieren ist es dann ratsam, einen elektrischen Luftentfeuchter mit ausreichender Kapazität ins Growzelt zu stellen, der der steigenden Transpiration der Pflanze entgegenwirkt.
Warum ist Luftzirkulation relevant?
Des Weiteren ist eine ausreichende Luftbewegung notwendig. Bei stehender Luft wird sich durch die Atmung der Pflanze um die Stomata herum ein sauerstoffreiches Luftpolster aufbauen, womit die Pflanze nicht atmen kann. Außerdem gibt es lokale Feuchtigkeits-Hotspots in den dichten Buds, die ein willkommener Nährboden für Schimmelpilze sind. Um das zu vermeiden, können Ventilatoren integriert werden. Dabei sollte möglichst überall im Zelt ein laminarer Luftzug herrschen, der idealerweise durch eine Abluft über den Leuchten nach außen geleitet wird.
Ein laminarer Luftzug ist vergleichbar mit einem ruhigen Fluss. Luft und Wasser haben tatsächlich ähnliche Bewegungsmuster. Für eine gute Belüftung der Pflanzen kann ein wenig Vorstellungskraft bei der Positionierung der Ventilatoren daher nicht schaden. Die Blätter sollten leicht winken und es sollte auch zwischen den Hauptttrieben der Mainbuds ein leichter Luftzug spürbar sein. Zu viel und zu starke lokale Luftbewegung sind zu vermeiden, denn viel gerichtete Luft auf die Pflanze schädigt sie ebenfalls. Folgen sind Abtrocknen der betroffenen Stellen durch Windschaden und gegebenenfalls Trockenstress.
Ein Abluftventilator mit Aktivkohlefilter in der Growbox bietet sich ebenfalls an, um Gerüche zu minimieren. Der Abluftventilator sollte so eingestellt sein, dass ein leichter Unterdruck im Grow Zelt herrscht.
Warum sollte ich den CO2-Wert bei Grow erhöhen?
Unter gewissen Bedingungen bietet sich die Erhöhung des Kohlendioxidgehaltes im Growzelt an.
Grund dafür ist ein spezielles Enzym namens RuBisCO, das in extremer Geschwindigkeit arbeitet. Dabei bindet es CO2 aus der Luft in organische Materie, um daraus Zucker zu bauen. RuBisCO kann nimmt beim Bindungsversuch lieber CO2, kann aber nicht so gut zwischen Sauerstoff (O2) und Kohlendioxid (CO2) unterschieden, wonach es zu so etwas wie “Fehlzündungen” beim Einbauversuch mit Sauerstoff kommt. Erhöht man die CO2-Konzentration, unterstützt man RuBisCO passiv, was zu einer enormen Steigerung der Zuckerproduktion und damit der Biomasse in den Pflanzen wie auch allen anderen Pflanzen führt.
Die Erhöhung der CO2-Konzentration birgt aber auch tödliche Risiken. In zu hoher Konzentration wird man schläfrig und kann langsam ersticken. Besonders gefährlich ist dabei die Tatsache, dass CO2 zu Boden sinkt und dort die Erstickungsgefahr am höchsten ist, wenn man ohnmächtig wird.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die CO2-Konzentration zu erhöhen:
Eine CO2 Gasflasche mit Druckminderer bietet sich bei größeren Growkammern an. Diese sind relativ kostspielig und von Ihnen geht auch eine gewisse Gefahr aus.
CO2-Bags sind Taschen mit chemischen Verbindungen, die langsam CO2 entweichen lassen.
Alternativ kann man sich die Atmung zunutze machen. Im Zimmer zu schlafen, wo das Growzelt steht, hilft dabei schon viel. Alternativ kann man ein Hefewasser ansetzen. Hefepilze generieren bei der Gärung von Zucker CO2. Ein Topf mit Hefe, Zucker, Wasser und Ketchup (enthält Konservierungsstoffe und Zucker) kann additiv ins Growzelt gestellt werden, um die CO2-Konzentration zu erhöhen.
Das Monitoring und Managing der Klimabedingungen kann viel Zeit und Nerven kosten, besonders da sich Setpoints relativ langsam einpendeln und auch Schwankungen unterliegen können. Um alles einfacher zu kontrollieren und im Blick zu haben, gibt es einige Kontrollsysteme.
Das GrowControl Modul kann die Temperatur, Luftzirkulation und den Luftdruck/Abluft via Abluftventilator im Zelt steuern und nimmt so ebenfalls passiven Einfluss auf die relative Luftfeuchtigkeit.
Das FridgeControl Modul kann darüber hinaus eine totale Überwachung der wichtigsten Parameter stellen. Hier werden Temperatur, Luftfeuchtigkeit, entsprechend der VPD, CO2 und Licht gemessen und aufgezeichnet. Durch Integration entsprechender Hardware kann das System auch automatisiert nach vorgegebenen Parametern reagieren, womit die Kontrolle der Klimabedingungen der Vergangenheit angehören sollte.