Spinnmilben erkennen und loswerden
Inhaltsangabe
Die geisterhafte Bedrohung: Spinnmilben
Plagen sind immer ein Alptraum, die selbst erfahrene Grower ins Schwitzen bringen. Oft handelt es sich dabei um Ungeziefer, das die Pflanzen befällt und sich von ihnen ernährt. Wenn kleine rote Tierchen auftauchen oder gar Gespinste von Spinnennetzen, die die Pflanzen bedecken, haben sich Spinnmilben bei dir breit gemacht. Diese winzigen roten Punkte gehören wie alle Milbenarten zu den Spinnentieren und sind wahre Meister der Tarnung. Spinnmilben haben eine unglaubliche Produktionsgeschwindigkeit und können innerhalb weniger Tage eine komplette Plantage in ein Spinnennetz des Grauens verwandeln.
Solltet ihr euch unsicher sein: Den Unterschied zwischen Spinnmilben, Thripse und Trauermücken haben wir in dem verlinkten Artikel bereits genauer beleuchtet. Befassen wir uns nun aber mit Spinnmilben im Detail.
Was sind Spinnmilben?
Spinnmilben sind allgegenwärtig in der Natur und Teil des Ökosystems. Sie waren schon immer da und sind so alt wie die Pflanzen selbst. Fossile Belege zeigen, dass ihre Vorfahren bereits vor etwa 400 Millionen Jahren existierten, zur gleichen Zeit, als die ersten Pflanzen die Erde eroberten.
Sie nutzen Pflanzen als Wirte und saugen Pflanzensaft, um sich zu vermehren. Dabei kann eine einzige Spinnmilbe innerhalb eines Tages 20 Pflanzenzellen leer saugen. Die ausgesaugten Zellen schimmern silbrig-weiß. Mit zunehmendem Befall zeigt das Blatt zeigt insgesamt charakteristische weiße, gesprenkelte Flecken. Die meisten Spinnmilben Arten sind auf einzelne Pflanzen oder Pflanzengruppen spezialisiert. In Europa gibt es mehrere Spinnmilbenarten.
Die Spinnmilben Arten unterscheiden sich vor allem in ihren Wirtspflanzen. Aber auch die klimatischen Vorlieben variieren: Die Tannenbaumnadel-Spinnmilbe bevorzugt kühle Bedingungen, während die Zitrusspinnmilbe in heißen, trockenen Regionen gedeiht. Zwar können sich im Garten auch andere Arten wie die Obstbaumspinnmilbe oder die Bryobia-Spinnmilbe auftreten, doch die Rote Spinnmilbe – oder auch Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) – ist die am weitesten verbreitete Art und die gefürchtetste Art im Cannabis-Anbau.
Wie erkenne ich Spinnmilben?
Die Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) ist kleiner als 1mm und sieht aus wie eine dicke Spinne. Sie ist ein Generalist. Das bedeutet, sie ist nicht so wählerisch bei der Wahl der Wirtspflanze und greift eine Vielzahl von Kulturpflanzen an – darunter Cannabis, Gemüse und Obst. Meist leben sie unbemerkt an Zimmerpflanzen oder werden von einem Naturspaziergang als blinde Passagiere an der Kleidung, durch erdige Hände oder in Substraten eingeschleust. Einmal in der Wohnung, sucht sie sich schnell einen Wirt. Dabei ist schnell nicht untertrieben. Sie können das zwanzigfache ihrer Körperlänge in einer Sekunde zurücklegen. Umgerechnet auf einen Menschen wäre das etwa so, als würde man mit 150 km/h rennen.
Obwohl sie rote Spinnmilbe heißt, variiert ihre Farbe je nach Jahreszeit, um sich besser vor Raubtieren zu schützen. Im Herbst oder Winter erscheinen sie oft rötlich, während sie im Frühling grünlich-gelb sind. Manche sind so tiefrot, dass sie schwarz erscheinen.
Spinnmilben sind bekannt für ihre schnelle Vermehrung unter warmen und trockenen Bedingungen. Die Gemeine Spinnmilbe hinterlässt beim Fressen gelbliche bis silbrige Flecken auf den Blättern, welche durch das Aussaugen der Pflanzenzellen entsteht. Bei starkem Befall wird die Pflanze so geschwächt, dass Verfärbungen, Vertrocknungen und Welke bis hin zum Laubfall auftreten. Dabei wird die Photosyntheseleistung massiv gestört, was das Wachstum und die Blütenbildung stark beeinträchtigt. Ein weiteres charakteristisches Symptom sind feine Gespinste, die adulte Tiere zum Schutz der Eier weben. Oft sichtbar an den Brutstätten der Blattunterseite oder zwischen Blattstielen und Blättern und zwischen den Nodien sind sie symmetrischen Netze gewebt. Bei starkem Befall können ganze Pflanzenteile in Spinnennetze gehüllt sein – und das kann schnell gehen, denn ihre Reproduktionsrate ist eine der höchsten im gesamten Tierreich. Eine einzige Spinnmilbe kann unter optimalen Bedingungen innerhalb eines Monats zur Ur-Urgroßmutter von hunderttausenden Nachkommen werden. Dabei durchlaufen Spinnmilben mehrere Entwicklungsstadien, wobei eine Generation unter optimalen Bedingungen innerhalb von 7-10 Tagen abgeschlossen sein kann.
Die weiblichen Spinnmilben legen kugelförmige Eier auf die Blattunterseite, meist in der Nähe von Blattadern. Diese sind transparent bis milchig-weiß und schwer zu erkennen.
Daraus schlüpfen die Larven nach wenigen Tagen. Sie sind winzig und haben sechs Beine. Sie fressen und wachsen und verpuppen sich zuerst in Protonymphe und danach in Deutonymphe: In diesen beiden Entwicklungsstadien entwickeln sich acht Beine. Die Milben sind in diesen Stadien sehr aktiv und ernähren sich weiter von Pflanzenzellen, bis sie schließlich die Geschlechtsreife erlangen und zu adulten Milben werden. Die erwachsenen Milben sind 0,3–0,5 mm groß. Weibchen legen innerhalb ihres Lebenszyklus bis zu 100 Eier. Spinnmilben bevorzugen warme, trockene Bedingungen. Ihre Populationen können sich insbesondere in Gewächshäusern oder in Zelten explosionsartig entwickeln. Hohe Temperaturen und niedrige Luftfeuchtigkeiten unter 50 % fördern ihre Vermehrung, während feuchtere Bedingungen ihre Entwicklung verlangsamen.
Deshalb ist schnelles Handeln erforderlich, sobald man sie entdeckt.
Was tun gegen Spinnmilben?
Herkömmliche Insektizide sind gegen Spinnmilben wirkungslos, da sie keine Insekten, sondern Spinnentiere (Arachnida) sind, aber auf die sollte sowieso gänzlich verzichtet werden. Aber es gibt hier gleich mehrere Ansatzpunkte, die kombiniert werden sollten.
Als erste, mechanische Maßnahmen empfehlen wir: Erstmal abspritzen! Das mechanische Entfernen der Tiere dämmt als Erste Maßnahme die Ausbreitung ein. Dabei kann das Wasser gern mit wenig Kaliseife versetzt werden, denn das zerstört ihren Panzer und sie Trocknen aus. In zu hoher Konzentration schädigt es aber auch die Wachsschicht der pflanzlichen Epidermis, was zu Trockenstress führt. Also ist hier ein wenig Vorsicht geboten. Die Luftfeuchtigkeit sollte wenn möglich erstmal über 60 % und unter 25°C gehalten werden, um die Entwicklung der Spinnmilben zu verlangsamen.
Welches Mittel hilft gegen Spinnmilben?
- Neemöl ist gegen eine Vielzahl von Schädlingen effektiv. Der Hauptwirkstoff des Neemöl Azadirachtin wirkt auf die Entwicklung der Spinnmilben, in dem es deren Häutung stört.
- Als Hausmittel eignen sich aber auch scharfe ätherische Öle wie Pfefferminzöl oder Zitronengrasöl, diese schrecken Spinnmilben ab. Auch Brennnessel-Brühe und Knoblauchextrakt haben eine repellierende Wirkung.
- Chiliextrakte sind ebenfalls ein bewährtes Hausmittel gegen Spinnmilben. Ein paar Chilischoten in Wasser eingelegt, ziehen lassen und das Extrakt als natürlichen Sprühschutz nutzen – Der Wirkstoff in der Chili, das Capsaicin, störts die Sinnesorgane und hat eine neurotoxische Wirkung auf viele kleine Arthropoden, einschließlich Spinnmilben. Es greift deren Nervensystem an und kann zu Lähmung oder Tod führen. Zudem stört Capsaicin die Eiablage und das Schlüpfen der Spinnmilben-Larven wird beeinträchtigt.
Tierische Helfer
Die Natur als Verbündete zu haben, ist ebenfalls überaus effektiv. Die biologische Schädlingsbekämpfung wählt gezielt Jäger aus, die Spinnmilben fressen.
Marienkäfer-Larven und Florfliegen sind dabei natürliche Feinde der Spinnmilben
Auch Raubmilben sind sehr effektiv auf der Jagd. Phytoseiulus persimilis fressen ausschließlich Spinnmilben, aber auch die Arten Amblyseius swirskii und Neoseiulus californicus haben Spinnmilben auf dem Speiseplan. Diese Mini-Räuber verspeisen täglich mehrere Spinnmilben und ihre Eier.
Auch die Raubwanze Orius laevigatus kann effektiv gegen verschiedene Milbenarten und andere Schädlinge eingesetzt werden. Armeen dieser Nützlinge kann man sich in kleinen Säckchen bestellen.
Was tun um Spinnmilben vorzubeugen?
Zudem lohnt es sich, präventive Maßnahmen schon vor eine Befall zu ergreifen. Eine Schicht Kieselgur kann als Barriere um Pflanzentöpfe gestreut werden, um das Kriechen von Milben zu erschweren und somit die Ausbreitung zu verlangsamen.
Außerdem sind gesunde Pflanzen widerstandsfähiger gegen Parasiten. Eine vollwertige Pflanzenernährung macht sie widerstandsfähiger gegen Angriffe und Silizium-Zusätze (z. B. Kaliumsilikat) stärken Zellwände der Pflanzen, was die Penetration der Zellen durch die Milben erschwert.
Zusammenfassung
Insgesamt ist der Kampf gegen Spinnmilben also erfolgreich und wenn man schnell und hart genug handelt, kann die Invasion abgewehrt werden. Die beste Maßnahme gegen Ungeziefer bleibt jedoch nach wie vor eine hygienische Achtsamkeit, bevor ihr euch um eure Pflanzen kümmert – Duschen oder zumindest Hände waschen und Einweghandschuhe sind hier die Stichwörter. Denn wo nichts ist, kann sich auch nichts entwickeln.