How to: Schädlingsbekämpfung

How to: Schädlingsbekämpfung

Schädlinge beim Indoor Pflanzenanbau: Das teuflische Trio…

Jeder, wirklich jeder Grower hatte mindestens einmal in seinem Leben Probleme mit Schädlingen. Besonders im Winter, wenn die Temperaturen langsam sinken und die Heizung anspringt, wandern die kleinen Mistviecher gerne mal in die Growbox und richten dort, wenn sie unerkannt bleiben, drastische Schäden an, bis hin zum kompletten Verlust der Ernte. Doch es gibt ein paar relativ einfache Tricks, wie man mit diesen Tierchen umgehen kann:

TTS – Das Trio des Todes!

TTS steht in unserem Fall für „Thripse“, „Trauermücken“ und „Spinnmilben“. Unserer Meinung nach sind dies die typischen Schädlinge, die beim Indoor Pflanzenanbau auftreten. All diese Schädlinge haben eine große Gemeinsamkeit: Sie versauen euch, wenn ihr sie nicht früh erkennt und in den Griff bekommt, komplett die Ernte. Ganz nach dem Motto „know your enemies“ stellen wir euch die kleinen Biester hier mal etwas genauer vor:

Thripse

Diese Insekten sind so ziemlich auf der ganzen Welt beheimatet, da sie sich sogar mit dem Wind fortbewegen können und sogar Ozeane überqueren können. Normalerweise leben Thripse auf Pflanzen und ernähren sich von den Blättern, deren Inhalt sie quasi aussaugen. Übrig bleiben Blätter mit großen weißen Flecken, in denen kein Chlorophyll mehr zu finden ist. Im Winter ziehen sich die auch als „Fransenflügler“ bekannten Tierchen in geeignete Überwinterungsquartiere zurück, quasi auf der Flucht vor dem kalten, nassen Wetter. Genau in dieser Jahreszeit, wenn die Temperaturen sich nachts dem Gefrierpunkt nähern, treten Thripse dann bei Homegrowern auch am häufigsten auf. Eigentlich logisch, denn im Winter heizen wir unsere Wohnungen und die Luftfeuchtigkeit ist stabil. Ideale Bedingungen für Thripse und genau das Gegenteil von dem, wovor sie flüchten. Natürlich kann es auch sein, dass ihr Thripse durch billige Blumenerde in euren Garten einschleppt, daher empfehlen wir, immer hochwertige Erde aus dem Fachmarkt zu kaufen.

Schadbild: Wie oben erwähnt, saugen die Thripse die Blätter eure Pflanze aus und nehmen ihr so die Kraft. Am Anfang sieht man nur ein paar wenige helle Flecken auf den Blättern, mit der Zeit werden es aber immer mehr, bis fast das komplette Blatt durchgehend weiß ist und dann abstirbt. Vom Schadbild her ähnelt es, zumindest am Anfang, sehr dem Schadbild von Spinnmilben. Das gute ist: Spinnmilben UND Thripse werden mit denselben Mitteln bekämpft, so ganz genau muss man es also gar nicht wissen. Es gibt aber einen ganz einfachen Weg, wie man Thripse von Spinnmilben unterscheiden kann: Kauft euch ein paar Blautafeln und hängt diese in der Box auf. Die blaue Farbe lockt die fliegenden Insekten an und hält sie fest. Achtung: Blautafeln sind NICHT ausreichend zur Bekämpfung von Thripse geeignet, sie sind eher ein Indikator, ob ein Befall vorliegt. Die Larven, die auch viel Schaden anrichten, werden mit den Blautafeln überhaupt nicht erwischt.

 

Bekämpfung: Natürlich kann man einfach synthetisches Gift sprühen und die Schädlinge so innerhalb weniger Tage komplett ausrotten. Ihr solltet aber im Hinterkopf behalten, dass viele Gifte nie komplett rückstandslos abgebaut werden und selbst euer Gift zu euch nehmt, was vielleicht nicht die beste Lösung des Problems wäre!

Besser sind biologische Methoden, einerseits natürlich für die Umwelt, andererseits aber auch für euch persönlich. Sehr praktisch ist hier beispielsweise ein Mittel auf Neemöl-Basis, welches auch in der ökologischen Landwirtschaft zugelassen ist. Diese Mittel werden dann auf die Pflanze wie auch die Unter- und Oberseite der Blätter gesprüht. Nur leider, und das muss man an dieser Stelle auch ehrlich zugeben, wirken biologische Mittel bei einem sehr starken Befall nicht perfekt und sind daher eher für den präventiven Einsatz oder in Kombination mit anderen Methoden empfohlen. Insgesamt solltet ihr am besten sogar mehrmals mit einem Abstand von ca. 7-10 Tagen sprühen, um auch eventuell neu geschlüpfte Thripse direkt zu erwischen, bevor sie selbst wieder Eier legen können. Nach dem letzten Einsatz von Neemöl solltet ihr die Pflanze erst 14 Tage später ernten, damit sich das Öl zersetzen kann und ihr es nicht zu euch nehmt.

Der Einsatz von Raubmilben ist auch eine sehr effektive Methode, welche keine Rückstände hinterlässt, um einen akuten Befall schnell loszuwerden. Raubmilben kann man einfach im Internet bestellen und diese dann in der Growbox aussetzen, wo sie sich dann mit Thripse und deren Larven vollstopfen dürfen.

Prävention: Wie wir gelernt haben, lieben es Thripse trocken und warm… Also sollte eure Growbox im besten Fall natürlich eine möglichst hohe Luftfeuchtigkeit (ca. 60%) und nicht zu warm sein (maximal 24°C). Hier lohnt sich auf jeden Fall die Investition in einen vernünftigen Lüfter, der im besten Fall sogar mit eigenen Sensoren für Luftfeuchtigkeit und Temperatur ausgestattet ist. Die Pflanzen ab und zu mit Wasser zu besprühen ist zwar sinnvoll, kann aber leicht zu Schimmel oder sogar Verbrennungen führen, wenn es am falschen Zeitpunkt gemacht wird. Am besten sprüht ihr wenige Minuten bevor eure Lampe aus geht. Um die Pflanze noch besser zu schützen, kann man auch Mittel wie Leaf Coat von BioBizz verwenden: Diese bilden eine Art Schutzschicht auf den Blättern, die saugenden Insekten das Leben schwer macht.

Trauermücken

Das zweite T im TTS-Trio steht für Trauermücken, was eigentlich nicht fair ist: Die Trauermücke an sich ist kein Schädling und nervt nur, wenn zu viele davon in der Box herumfliegen. Der eigentliche Schädling ist die für uns unsichtbare Larve der Trauermücke, die in der Erde die Wurzeln eurer Pflanzen aushöhlt und so der Pflanze schadet. Besonders bei jungen Pflanzen führt das schnell zum, was natürlich nicht gerade Spaß macht.

Weltweit sind übrigens ca. 1800 verschiedene Trauermückenarten bekannt, alleine in Europa gibt es über 600 bekannte Arten. Im Gegensatz zu Thripse kommen Trauermücken aber nicht abhängig von der Jahreszeit vor, sondern immer dann, wenn ihr beim Gießen etwas falsch macht: Trauermücken legen ihre Eier ausschließlich in feuchte Erde, da diese oder die daraus schlüpfenden Larven sonst vertrocknen würden. Wenn eure Erde also quasi dauerhaft feucht ist, ist das fast schon ein Garant für eine vitale Trauermücken-Population.

 

Schadbild: Tatsächlich sind echte Schäden durch Trauermücken(-larven) kaum sichtbar, bis die Pflanze tot umfällt. Davor merkt man als erfahrener Grower jedoch, dass die Pflanze irgendwie zu langsam wächst und insgesamt nicht so vital wirkt. Relativ einfach zu erkennen sind hingegen die Trauermücken an sich: Gebt eurem Topf einen guten Schubser, wenn plötzlich ganz viele kleine Mücken herumschwirren, habt ihr eindeutig einen Trauermückenbefall und solltet reagieren, bevor ihr einen richtigen Schaden erkennt… Falls ihr nicht Lust habt jeden Tag mal eure Töpfe zu schubsen: Kauft euch Gelbtafeln! Die Farbe lockt die Trauermücken an und ihr könnt so mit einem Blick feststellen, ob ein Befall vorliegt oder nicht.

 

Bekämpfung: Trauermücken(-larven) sind zum Glück sehr einfach zu bekämpfen: Bestellt euch Nematoden, mischt diese ins Gießwasser und fertig. Nematoden sind winzig kleine Würmchen, die sich von den Larven der Trauermücken ernähren und dann, wenn es nichts mehr zu fressen gibt, einfach verhungern. Alternativ kann man auch Neemöl gießen, was meistens die günstigere Variante ist. Tatsächlich sind Nematoden aber nachhaltiger in der Wirkung und in der Anwendung sogar noch etwas einfacher als Neemöl, da sich die Nematoden von alleine in der Erde fortbewegen, welche also im Gegensatz zu einer Neemölbehandlung nicht komplett durchnässt werden muss.

 

Prävention: Wie oben schon erwähnt, legen Trauermücken ihre Eier nur in feuchte Erde, was uns einige Möglichkeiten gibt: Man kann die Pflanze beispielsweise nur von unten über den Untersetzer gießen, so sind die oberen Erdschichten immer ausgetrocknet. Generell sollte man vor allem darauf achten, der Pflanze nicht zu oft, dafür aber dann eine ordentliche Menge Wasser zu geben. Versucht, die Natur zu imitieren: Ein ordentlicher Regen, ein paar Tage knalle Sonne, wieder ein starker Regen… So senkt ihr das Risiko für einen Trauermücken-Befall schon mal auf ein Minimum.

 

Spinnmilben

Der letzte Buchstabe im TTS-Trio steht für Spinnmilben. Diese sind zwar überhaupt nicht mit Spinnen verwandt, haben sich ihren Namen aber trotzdem verdient: Wenn sie sich ungestört ausbreiten dürfen, sieht euer Garten nach wenigen Wochen aus wie ein düsterer Friedhof aus einem Horrorfilm: Abgestorbene Pflanzen, umhüllt von einer dicken Schicht aus Spinnweben… Wenn man genau hinhorcht, hört man manchmal sogar die Geier im Hintergrund!

Nach wie vor sind Spinnmilben DER Schädling im Indoorgarten schlechthin! Bei weltweit über 1200 Arten ist es auch irgendwie kein Wunder, dass sich immer mal wieder ein paar Exemplare in die Growbox verirren und sich, da sie dort oft perfekte Bedingungen für die Fortpflanzung vorfinden, rasant vermehren!

 

Schadbild: Einen Befall mit Spinnmilben erkennt man an den Blättern, meistens an denen, die nah an der Erde sind. Die weniger als einen Millimeter kleinen Spinnmilben sitzen unter den Blättern und saugen von dort die Blattzellen aus, was zu kleinen, weißen Punkten auf der Blattoberfläche führt. Im Anfangsstadium ist ein Spinnmilbenbefall alleine am Schadbild kaum von einem Befall mit Thripse zu unterscheiden. Sobald es aber ein paar mehr Spinnmilben werden, beginnen die Viecher damit, die Blätter und Blüten mit einer Schicht aus Netzen zu umziehen, die ihnen Schutz bieten. So weit solltet ihr es aber nie kommen lassen…

Bekämpfung: Spinnmilben sind unserer Meinung nach die zähsten Schädlinge beim Indoor Anbau. Viele erfahrenen Grower raten hier schnell zur radikalen Chemiekeule. Fakt ist, dass Spinnmilben sehr schnell eine große Population bilden, die sich auch schnell wieder erholen kann, wenn nicht alle Tiere direkt getötet werden. Raubmilben sind hier eine Option, kommen aber teilweise nicht mit der Reproduktionsrate der Spinnmilben hinterher. Wir empfehlen für diese Aufgabe Kanemite von Dr. Stähler oder, wenn es die biologische, aber nicht ganz so effiziente Variante sein soll, Organic Neem von Dr. Stähler. Am besten ist tatsächlich eine abwechselnde  Kombination aus mehreren Mitteln, da Spinnmilben gerne Resistenzen entwickeln, wenn man immer nur mit einem Gift arbeitet. Wie gesagt, ein zähes Völkchen… Bei all diesen Mitteln solltet ihr natürlich beachten, dass ihr erst 14 Tage nach dem letzten sprühen erntet, da ihr sonst Rückstände aufnehmen könntet. Unserer Meinung nach sollte man schon ab der fünften Woche vor der Ernte kein synthetisches Gift mehr sprühen und nur noch biologische Mittel verwenden.

Wenn ihr erst kurz vor der Ernte einen Befall mit Spinnmilben feststellt, kann man nicht mehr viel tun, außer Raubmilben auszusetzen. Im besten Fall entfernt ihr die befallenen Blätter oder wischt diese mit einem feuchten Tuch von unten ab. So kann man, auch wenn es sehr aufwendig ist, den Großteil der Spinnmilben entfernen. Diesen Vorgang solltet ihr aber alle paar Tage wiederholen, was schnell sehr zeitraubend sein kann.

 

Prävention: Auch Spinnmilben lieben es an trockenen, warmen Orten, genau wie die oben erwähnten Thripse. Im besten Fall haltet ihr eure Luftfeuchtigkeit also relativ hoch (60%) und die Temperatur auf maximal 24°C. Um die Pflanzen besser vor einem Erstbefall zu schützen, kann man beispielsweise LeafCoat von BioBizz verwenden oder regelmäßig Wasser sprühen. Bei Spinnmilben ist es besonders wichtig, einen Befall möglichst früh zu erkennen und direkt hart zu bekämpfen. Wer wartet, erntet weniger. Oder gar nichts. Sobald ihr also an irgendwelchen Blättern Fraßspuren seht, solltet ihr direkt reagieren!

TTS – Schützt euch vor dem Trio!

Dem Einen oder Anderen ist es bestimmt schon aufgefallen: Das Klima spielt beim Thema Schädlinge eine sehr große Rolle! Wenn eure Temperatur über lange Zeit zu hoch oder die Luftfeuchtigkeit zu niedrig ist, öffnet man Schädlingen Tür und Tor. Achtet also immer darauf, diese Werte genau im Auge zu behalten und, wenn nötig, entgegenzusteuern, sei es mit einem Luftbefeuchter oder einer größeren Abluftstärke. Praktisch sind hier vor allem Lüfter, die sich je nach Temperatur selbst regulieren und so immer das perfekte Klima in der Box halten. Desweiteren solltet ihr immer darauf achten, eure Pflanzen richtig zu gießen und die Erde nicht dauerhaft feucht zu halten, da ihr sonst garantiert Trauermücken anlockt.

 

Wenn ihr Schädlinge habt, werden sie sich garantiert nicht mehr von alleine aus dem Staub machen, „abwarten und Tee trinken“ ist hier also eindeutig die falsche Herangehensweise. Erfahrene Grower haben immer ein Ass im Ärmel, um auch wirklich direkt reagieren zu können, sobald auch nur die ersten Anzeichen eines Befalls zu sehen sind.

 

Wir hoffen, mit diesen Tipps und Ratschlägen weitergeholfen zu haben und euch im besten Fall sogar die nächste Ernte zu retten.

Euer Garten Eden Team